Ernst Meir Stern

„Die kleine Geste“ ist es, die Ernstl immer zu schätzen weiß.
So entgeht ihm nicht, welches Kind grüßt und welches nicht.
In all den Jahren, in denen er vor der jüdischen Schule „Sicherheit macht“, bei Wind und Wetter. Er passt auf „seine Kinder“ auf, und so muss so mancher private Urlaub verschoben oder abgesagt werden, wenn er gebraucht wird, wenn er für die Sicherheit der Kinder der ZPC sorgen muss.

Ernst Meir Stern, von allen liebevoll Ernstl genannt, wird 1943 auf Mauritius geboren. Nach Kriegsende dürfen seine Eltern mit ihm nach Israel weiterreisen, was ihnen zuvor verwehrt geblieben ist, sie entscheiden sich aber, nach den verbleibenden Verwandten in Wien zu schauen. So wächst Ernstl in Wien Favoriten auf, lernt Elektrotechniker und wird Mitglied in der zionistischen Jugendorganisation Hashomer Hatzair. Mit 18 Jahren rückt er im österreichischen Bundesheer zu den Pionieren ein. Im Erwachsenenleben wird er sich immer für die jüdischen Burschen beim Bundesheer einsetzen, er verhilft ihnen zu Freigang am Shabbat und handelt koschere Verpflegung für sie aus. Sein Plan, Aliya zu machen, wird durch den plötzlichen Tod des Vaters vereitelt, und so bleibt er in Wien.

1961 lernt er die Liebe seines Lebens, Friederike Heller, von allen Fritzi genannt, kennen, die er 1978 standesamtlich und 1980 religiös heiratet. Im gleichen Jahr werden die beiden Eltern von Albert, der später die ZPC als Schüler besuchen wird. Ernstl arbeitet als Journalist und Fotograf, berichtet über jüdische Themen und antisemitische Demonstrationen, was ihn zur Sicherheitsorganisation der IKG bringt, für die er Zeit seines Lebens aktiv tätig sein wird. Ernstl ist aktiver Sportler, bewegt sich hauptsächlich mit dem Rad fort und spielt für den Fußballverein Maccabi. Der erste Direktor der wieder gegründeten ZPC Schule stellt ihn als Sekretär ein und in dieser Funktion prägt Ernstl die Geschichte der ZPC massiv. Seine Tür zum Sekretariat steht immer offen, sein besonders schnelles Tippen auf der Schreibmaschine wird zu seinem Markenzeichen, er hat für alle Anliegen stets ein Ohr. Er fungiert ebenso als Brandschutzbeauftragter und übernimmt als Sanitäter die Aufgaben eines Schularztes. Ernstl ist politisch aktiv, schreibt für den „Bund“ und ist innerhalb der IKG für die Jugendagenden zuständig (JUKO).

Bis zu den Sommerferien Ende Juni 2017 sieht man Ernstl mit seiner Pfeife im Mund oder in der Hand vor der neuen ZPC in der Simon-Wiesenthal-Gasse für das sichere Ankommen und Weggehen der Schülerinnen und Schüler sorgen, ein konstanter Fels in der Brandung. Am 29.September 2017, einen Tag vor Yom Kippur, stirbt Ernst Meir Stern, viel zu jung und viel zu früh. Mit einem Graffiti wird er am Eingang der ZPC bzw. des Maimonides Zentrum verewigt. Seine Legende bleibt unsterblich.

Das Leben des Ernst Meir Stern

Ernst Meir Stern kommt am 24.11.1943 auf Mauritius zur Welt. Seine Eltern sind vor den Nazis geflüchtet und abenteuerlich mit Schiffen nach Palästina gelangt . Dort werden alle Ankommenden von den Briten als Mandatsmacht festgenommen und in Gefängnisse nach Akko und Atlith verbracht, um nach einiger Zeit nach Mauritius, ebenfalls britisches Mandatsgebiet, in Lager, frühere Gefängnisse, deportiert zu werden. Die Briten wollen ihr gutes Verhältnis zu den arabischen Ländern nicht gefährden und sagen ihnen zu, keine geflüchteten Jüdinnen und Juden nach Palästina zu lassen. Die Eltern erreichen unabhängig voneinander die Insel, Männer und Frauen werden in getrennten Lagern untergebracht. Seine Eltern lernen einander im Exil kennen und lieben, heiraten und so wird Ernstl auf Mauritius geboren. Als kleines Kind infiziert er sich mit Malaria, die ihn sein ganzen Leben immer wieder in Schüben heimsuchen wird. Nach Kriegsende darf die Familie Stern nach Palästina weiterreisen, beschließt aber, nach der Verwandtschaft in der alten Heimat zu schauen, die zurückbleiben musste. Und so findet sich Ernstl nach Ende des Krieges in Wien, wo er in Favoriten aufwächst. Es gibt durchaus jüdisches Leben im 10. Wiener Gemeindebezirk, Ernstl kommt zur jüdischen zionistischen Jugendorganisation Hashomer Hatzair, mit der er Zeit seines Lebens verbunden bleibt.

Seine Ausbildung zum Elektrotechniker, spezialisiert auf Ampelanlagen, macht er bei der Firma Schrack. Mit 18 Jahren rückt er zu den Pionieren im österreichischen Bundesheer ein. Im späteren Erwachsenenleben setzt sich Ernstl immer für jüdische Burschen beim österreichischen Bundesheer ein, er verhilft ihnen zu Freigang am Shabbat und handelt koschere Verpflegung für sie aus.

Sein Plan ist, Aliya zu machen, die Familie hat bereits Hausrat in Israel, doch der unerwartete Tod seines Vaters kommt diesem Vorhaben dazwischen. So verbleibt er in Wien und übersiedelt innerhalb des 10. Bezirkes von der Raberbahngasse, wo er aufgewachsen ist, in die neue Per Albin Hanson Siedlung.

1961 lernt Ernstl seine Lebensliebe Fritzi, geborene Friederike Heller, kennen, die er 1978 standesamtlich und 1980 religiös im Wiener Stadttempel heiratet. Sie werden 1980 Eltern von Albert, der später die ZPC besuchen wird.

Seit den 1970ern arbeitet Ernstl als Journalist und Fotograf bei der Zeitung “Wiener Wochenblatt“, wo er u.a. über jüdische Themen berichtet. Er fotografiert bei antijüdischen Demonstrationen, was ihn zur Sicherheitsorganisation der IKG bringt. Mit dem Ende des „Wiener Wochenblatts“ verliert Ernstl seinen Job und wird daraufhin vom 1.Direktor der wiedereröffneten ZPC, Dieter Heckendorfer, damals noch in der Seitenstettengasse, für den neuen Standort Castellezgasse als Sekretär der Direktion eingestellt.

Von da an prägt er die Geschichte der ZPC wesentlich mit: die Tür zu seinem Sekretariat steht jedem und jeder immer offen, er ist für alle da, seien es erboste Eltern, verschreckte Schülerinnen und Schüler oder eine entnervte Lehrkraft. Er kann so schnell Maschine schreiben, dass jeder, der sich Ernstls Arbeitsplatz nähert, das Gefühl hat, die Welt wär´ in Ordnung. Sein stetes Tippen, dieses vertraute Geräusch, wird zu seinem Markenzeichen.

Seine Frau Fritzi ist in sein Engagement involviert. Die Eröffnung der ZPC am neuen Standort Castellezgasse fordert von allen ihren Tribut: So finden sich Fritzi und Sonia Feiger, eine Mitstreiterin, auf den Knien den Boden schrubben, damit die neue Schule am nächsten Tag sauber und rechtzeitig eröffnet werden kann.

Neben seiner Funktion als „Seelsorger“ agiert Ernstl zu Beginn auch als Erste Hilfe Sanitäter und übernimmt somit die Aufgaben eines Schularztes. Als leidenschaftlicher Fußballer, der selber seit den 1970ern in der 1. Mannschaft des wieder gegründeten jüdischen Fußballvereins Maccabi spielt, weiß er, was bei alltäglich anfallenden Verletzungen am Schulhof zu tun ist. Er ist insgesamt ein sehr sportlicher Mensch, sein bevorzugtes Fortbewegungsmittel ist das Fahrrad. Außerdem macht er eine Ausbildung zum Brandschutzbeauftragten, als solcher agiert er ebenfalls die ersten Jahre der ZPC.

Ernstl ist Zeit seines Lebens für die jüdische Gemeinde aktiv. Die Sicherheit der Juden und Jüdinnen in Wien, speziell die der Kinder hat für ihn absolute Priorität. Über seine politische Aktivität für den „Bund“ hinaus schreibt er für die Zeitung der IKG „Gemeinde“ und ist im Rahmen der Juko (Jugendkomission der IKG) für die Belange der Jugend zuständig.

Allen Wegbegleiterinnen und Freunden, eigentlich allen Mitgliedern der IKG, wird Ernstl über alle persönlichen Verbindungen hinaus immer als jener Mann in Erinnerung bleiben, der bei Wind und Wetter, bei Sonnenschein und Hagelsturm standfest vor der jüdischen Schule für Sicherheit sorgt oder wie es bei uns so schön heißt – Sicherheit macht. Bis zu den Sommerferien Ende Juni 2017 sieht man Ernstl mit seiner Pfeife im Mund oder in der Hand vor der neuen ZPC in der Simon Wiesenthal-Gasse für das sichere Ankommen und Weggehen der Schülerinnern und Schüler sorgen, ein konstanter Fels in der Brandung. Am 29. September 2017, einen Tag vor Yom Kippur, stirbt Ernst Meir Stern, viel zu jung und viel zu früh. Mit einem Graffiti wird er am Eingang des ZPC bzw. Maimonides Campus verewigt. Seine Legende bleibt unsterblich.